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rheinische post, samstag, 4. dezember 2004

Sprayen erlaubt

Noch bis 12. Dezember gibt es in der Krefelder Kulturfabrik die Ausstellung „Off the Wall" zu sehen. Künstler der Gruppen CNS und Kings-Circle zeigen ihr Arbeiten. Sie gehören der Graffiti-Szene an.

VON HANS DIETER PESCHKEN

Da ist nichts auf die Wände der Kulturfabrik gesprüht; die Zeit, in der sie illegal ihre Tags verbreitet haben, ist für diese Graffiti-Künstler längst vorbei. Deshalb heißt ihre Ausstellung auch „Off the Wall", und der Untertitel spricht von „Transforming Style: Graffiti weiter gedacht." Künstler der beiden Gruppen „CNS" und „Kings-Circle", die der weltweit vernetzten Szene angehören, zeigen gemeinsam ihre Arbeiten.

„Graffiti kommt nicht nur aus der Sprühdose", sagt „Efas" dazu. Der junge, in England geborene Architekt ist das Bindeglied zwischen den Künstlern, die sonst eigentlich einzeln agieren und auftreten. Aus Edelstahl hat er Schriftzüge plastisch gebaut, auch andere Buchstabenteile treten dreidimensional auf Eigens für die Kufa hat „Efas" ein Architektur-Modell entworfen, das er „Kufa-Parasit" nennt. Vor und über der vorhandenen Architektur hat er einen Graffiti-Körper gebaut, der dem eher konventionellen Gebäude eine weiche fließende Form hinzufügt: „Efas" liegt auch wie eine Leiche in einer Badewanne, der eigene Schriftzug tropft wie blutig von der Wand.

Ein schmaler Grat

Fotografiert hat diese Szene Monika Leitner, die in Düsseldorf bei Thomas Ruff studiert. Sie inszeniert Fotos mit Personen und gesprühten Motiven im IndustrieAmbiente. Wie sie einen Lichtmast emporklettert, hat sie mit Selbstauslöser festgehalten. Auch „Retroe" ist ein Künstler, der auf das Medium Wand nicht mehr angewiesen sein will. Er hat die Konturen seiner Schrift aus flachem Holz ausgesägt, und weiß vor weißem Untergrund angebracht. „Den schmalen Grat zwischen Kunst und Graffiti überwinden" will „Asket" mit Siebdrucken von IndustrieMotiven auf Alu, und ähnlich denkt und arbeitet „Moritz." In einer Mischtechnik aus Airbrush und Gesprühtem lässt „Maze" Mutanten und Horrorwesen entstehen.

Monsterartig sind auch die Wesen von „Seak", die sich auf einem roten Untergrund versammeln. Und dann gibt es noch blaue Blubber-Bläschen von „Neck" zu sehen, der permanent versucht, Grenzen zu überschreiten und Graffiti und Grafikdesign verschmelzen will, um „etwas Neues, nie Dagewesenes zu entwickeln."

Aus dem Untergrund

Auf hintereinander verschiebbaren Plexiglasscheiben haben alle etwas geschrieben und so eine Gemeinschaftsarbeit geschaffen. Eine Ausstellung, die tatsächlich Graffiti aus dem Untergrund holt, bequem konsumierbar macht und die rückstandsfrei wieder zu entfernen ist.

Kulturfabrik, Dießemer Straße 13. Bis zum 12. Dezember, zu sehen bei Veranstaltungen und werktags von 10 bis 16 Uhr.